Theorie der Malerei. Kaum eine andere Künstlerin hat unser heutiges Verständnis von Malerei und von der Kulturlandschaft seit den 1980er-Jahren so entscheidend geprägt wie Jutta Koether (geb. 1958). „Jutta Koether – Tour de Madame“ präsentiert auf zwei Etagen des Museums Brandhorst in einem ersten umfassenden Überblick die erstaunliche Bandbreite ihrer Arbeit.

In vielerlei Hinsicht wird die Ausstellung eine Entdeckungsreise sein, führt sie doch die mehr als 150 Gemälde, Zeichnungen und Assemblagen auf eine völlig neue Art und Weise zusammen. Viele der Werke wurden nie öffentlich ausgestellt oder waren seit ihrer ersten Präsentation nicht mehr zu sehen.

Ein Höhepunkt der Schau wird ein neu geschaffener, 15-teiliger Gemäldezyklus sein, der – in Anspielung auf Cy Twomblys Lepanto-Raum aus der Dauerausstellung des Museums Brandhorst – Koethers eigene »Schlacht« mit der Malerei- und Kunstgeschichte vor Augen führt.

Die Ausstellung bietet einen systematischen und chronologischen Überblick über das facettenreiche Oeuvre der Künstlerin. Sie führt zurück zu Koethers Anfängen im Kontext des Kölner Neo-Expressionismus Anfang und Mitte der 1980er-Jahre und ihrer anschließenden Auseinandersetzung mit der Farbe Rot als Ausdrucksmittel – eine Antwort auf das Klischee männlicher Maler. Nach ihrem Umzug nach New York Anfang der 1990er-Jahre begann Koether atemberaubend intensive und farbenprächtige, großformatige Gemälde zu schaffen, in denen Motive aus Popkultur, Literatur und Kunstgeschichte in dichten malerischen Gesten geschichtet sind. Anfang der 2000er-Jahre richtete sich Koether in ihrer Herangehensweise immer stärker auf Performance und Musik aus, was in tiefschwarzen Leinwänden und Assemblagen mit Devotionalien der Punk und Noise-Kultur gipfelte. Das letzte Kapitel der Ausstellung widmet sich Koethers exzentrischer Hinwendung zur Historienmalerei und ihren jüngsten Aneignungen aus dem visuellen Gedächtnis der Kunstgeschichte.

Das Werk von Jutta Koether ist programmatisch das Werk einer Malerin, das den männlich dominierten Kanon der Kunstgeschichte in Frage stellt. Jutta Koether reflektiert diese Geschichte und greift Motive weiblicher Künstlerinnen wie Giorgia O’Keeffe, Eva Hesse oder Louise Bourgeois auf. Ein Beispiel ist Koethers Entscheidung, die Farbe Rot ins Zentrum ihrer Kunst zu stellen.

Je nach Kontext steht die Farbe dann für Schmerz, Scham, Hysterie, Intensität, Aggression, Provokation, Schminke, Begehren, Weiblichkeit. Die Zusammenführung aller Werkgruppen erlaubt deshalb, Koethers Schaffen in seiner historischen Bedeutung zu erfassen: als groß angelegten Versuch, eine Gegen-Geschichte zum Kanon der modernen Malerei zu entwerfen. Konsequenz und Konsistenz ihres künstlerischen Schaffens lassen keinen Zweifel daran, dass Jutta Koether vor allem eines ist – eine der relevantesten deutschen Malerinnen der letzten Jahrzehnte.
Peter Vahlefeld, Studio Berlin, Oil on Magazine Advertisement
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